Börsenweisheit zur Angst- und Gier-Index als aussagekräftiger Maßstab

Sei gierig, wenn alle ängstlich sind

Ihm werden viele Börsenweisheiten zugeschrieben: Warren Buffet steht für Empfehlungen, die sich viele Anleger zu Eigen machen. Für Pascal Kielkopf von HQ Trust war das ein guter Grund, die Aussagen auf ihren Gehalt zu prüfen - mit überraschendem Ergebnis.

Sind andere Investoren zurückhaltend und ängstlich, lohnt sich der Zukauf an der Börse - auch dieser Tipp stammt von Warren Buffett. Ist dem wirklich so? Mit Pascal Kielkopf nahm sich ein erfahrener, beim Vermögensverwalter HQ Trust beschäftigter Kapitalmarktanalyst diese Aussage genauer vor. Was ist also dran an diesem vermeintlichen Patentrezept für Anleger?

Angst- und Gier-Index als aussagekräftiger Maßstab

Kielkopf nutzte einen Angst- und Gier-Index, den er bis zum Jahr 1997 zurück verfolgte. Als wesentliche Aspekte bezog er dabei das Momentum, die Volatilität, die Situation am Optionsmarkt, die Marktbreite und einige weitere Indikatoren ein. Abhängig von den jeweiligen Indikatoren kategorisierte Kielkopf die Gesamtstimmung in fünf unterschiedliche emotionale Lagen - angefangen bei extremer Angst bis hin zum anderen Extrem, nämlich der übermäßig ausgeprägten Gier. Im Anschluss erfolgte die Gegenüberstellung der Phasen mit der Entwicklung des S&P500 in den jeweils folgenden vier Wochen.

Die Erkenntnis: Anlegerstimmung und Aktienperformance hängen nicht zusammen

Der S&P500 konnte in den relevanten vier Wochen durchschnittliche 0,5 Prozent zulegen - und das sowohl bei extremer Gier als auch bei extremer Angst. Diese Rendite passt genau ins Bild der durchschnittlichen Performance im gesamten Betrachtungszeitraum. Noch erstaunlicher: Befanden sich Anleger in einer ausgeglichenen Verfassung, verzeichnete der Aktienindex nur einen Zuwachs von 0,1 Prozent durchschnittlich.

Allerdings konnte Kielkopf eine Auswirkung der Anlegerstimmung ausmachen: Herrschte extreme Gier vor, nahm die Schwankungsbreite zu - die Performance bewegte sich dann zwischen minus und plus fünf Prozent. Ähnliche Entwicklungen ließen sich festhalten, nahm die Angst der Anleger zu. In dieser Phase verortete der Analyst auch die besten Ergebnisse, nämlich Zuwächse von über zehn Prozent, aber auch die schlechtesten mit mehr als zehn Prozent Minus.

So einfach, wie Warren Buffett vorgibt, lässt sich ein auf lange Sicht erfolgreiches Agieren an der Börse also nicht bewerkstelligen. Hier sind fundierte Marktkenntnisse notwendig, umfangreiche Recherchen und das gewisse Gespür für Entwicklungen. Wichtiger noch ist die Risikostruktur des Anlegers selbst - diese Analyse sollte Grundlage jeder professionellen und unabhängigen Beratung sein.

 

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